Weiße Streifen bei Kulturform von Billbergia

Fragen zur Kultur und Pflege, Vermehrung, Düngung, Technik,
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ostfrieseHH
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Weiße Streifen bei Kulturform von Billbergia

Beitrag von ostfrieseHH »

Hallo,

ich hab zwar den Eindruck, dass die meisten hier für Wildformen schwärmen, aber ich hab zur Abwechslung mal eine Zuchtform auf der Fensterbank.
Es handelt sich um eine Billbergia, Art mir unbekannt, mit cremefarbigen Streifen an den Blatträndern, wie sie sonst bei Sanseveria sehr verbreitet sind.
Ich hatte geglaubt, dass diese Streifen genetisch bedingt sind und entsprechend auch bei den Kindeln vorhanden sind.
Inzwischen hat die Pflanze zwei Kindel. Das eine ist gestreift wie die Mutterpflanze, das andere aber komplett grün. Ist das nun spontan zurückmutiert oder sind die Streifen gar nicht genetisch?

Liebe Grüße,

Jens
Timm Stolten
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Beitrag von Timm Stolten »

Freitag abend und wollte es mir gerade gemütlich machen und dann
kommt so eine Frage, die eine dicke Staubschicht in meinem Hirn aufwirbelt.
Danke, jetzt ist Putzen angesagt ;-)
Da musste ich nochmal meine alten Schulunterlagen rauskramen und mich
selber wieder schlau machen

Die meisten Blattstreifen oder ähnliche Farbveränderungen sind sogenannte
Chimäre, in diesem Fall spricht man auch von Periklinalchimären.

Vollblutbotaniker mögen mir verzeihen, ich versuche es mal so zu erklären
wie ich es verstanden hab, in der Hoffnung das es stimmt.
ostfrieseHH hat geschrieben:Ist das nun spontan zurückmutiert oder sind die Streifen gar nicht genetisch?
Definieren Sie genetisch !
Normalerweise denken wir, dass alle Erbinformationen im Zellkern
gespeichert und bei einer Mutation diese neukombiniert werden.
Das stimmt nicht ganz. Es können auch andere Zellteile von einer
Mutation betroffen sein, in diesem Falle die Chloroplasten.

Ich zitiere mal meinen alten Lehrer:
Chimäre sind Individuen oder Organe, die aus erblich verschiedenen Geweben bestehen, welche nicht generativ entstanden sind.

Periklinalchimären sind Mutationen, die in einer oder mehreren Initialzellen des Vegetationkegels auftreten, nur eine bestimmte Zellschicht betreffen
und in der Regel nicht generativ vererbbar sind.
Wenn z.B. die äußerste Zellschicht eines Hochblattes eines Weihnachssterns mutiert, dann kann diese keinen roten Farbstoff mehr
bilden (Anthocyan). Die Schicht wäre dann farblos und das Rot der unteren Schichten würde durchscheinen, mit dem Ergebnis, dass die Braktee
rosa aussieht.
Also ist der gestreifte Trieb eine lokal aufgetretene Mutation, die man
vielleicht eine Weile vegetativ weitervermehren kann, die aber nicht
dauerhaft stabil sein muss. Er, oder ein neues Kindel von ihm, kann
auch wieder normal werden. Über generative Vermehrung
(Bestäubung) wird diese Merkmal nicht weitergegeben.

Ein gutes Beispiel sind die vielen weiß-bunten Sorten von Efeu, die
fast alle Periklinalchimäre sind.

Danke für die Frage ;-)

LG Timm
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JoachimInB
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Beitrag von JoachimInB »

Genau das gleiche hatte ich auch mal, allerdings bei einer Neoregelia: Ein Kindel gestreift, das andere rein grün. Die Nachkommen des gestreiften Kindels nach wie vor alle gestreift, während das grüne Kindel nur noch grüne Nachkommen erzeugt hat.

Ich meine mal mitbekommen zu haben, dass diese variegaten Formen auf ein Virus zurückzuführen sind und sich geziehlt "impfen" lassen. Das muss ich leider so stehen lassen, mehr weiß ich dazu nicht.

Gruß,
Joachim
ostfrieseHH
Beiträge: 47
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Beitrag von ostfrieseHH »

Danke für die Antworten,

klngt logisch. Die guten alten Zellorganellen, da hab ich auch mal in der Schule gelernt, dass die sich eigene Erbinformationen leisten. Und erfolgreich wieder verdrängt.
Fazit: Sind die Streifen einmal weg, bleiben sie es unter Zimmerbedingungen wohl auch.
Die Geschichte mit dem Virus habe ich zwar auch schon mal gehört. Namentlich die Papageientulpen sollen so zu ihren gestreiften und krausen Blüten kommen. Ich tippe aber eher darauf, dass die Viren für die Kräuselung sorgen. Abgesehen davon sind mir die Biester unsympathisch, die möchte ich nicht auf meiner Fensterbank haben.

Da glaube ich doch lieber an mutierte Chloroplasten. (Obwohl, wenn ich das so aufschreibe, klingt das auch nach schlechtem Horrorfilm ;) )

Gruß,
Jens
Timm Stolten
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Beitrag von Timm Stolten »

JoachimInB hat geschrieben:Ich meine mal mitbekommen zu haben, dass diese variegaten Formen auf ein Virus zurückzuführen sind und sich geziehlt "impfen" lassen. Das muss ich leider so stehen lassen, mehr weiß ich dazu nicht.
Die Storrie kenn ich auch, erinnert mich aber stark an
"die Spinne in der Yuccapalme".

Gruß Timm
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