Wollläuse

Fragen zur Kultur und Pflege, Vermehrung, Düngung, Technik,
Schädlingen und Pflanzenschutz etc.
ostfrieseHH
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Wollläuse

Beitrag von ostfrieseHH »

Hallo,

habe heute den verblühten Blütenstand meiner Vriesea simplex durchgeguckt, um zu sehen, ob die irgendwo Samen bildet. Da entdecke ich genau am Ansatz einer Blüte etwas, was ich zuerst für Schimmel halte. Lässt sich aber leicht abpulen, ich kompakter als Schimmel, und beim zerdrücken kam die eine schmierige rote Flüssigkeit raus. Gucke mir also die Blüte genauer an und entdecke noch mehr davon, mit ziemlicher Sicherheit Wollläuse (an der Stelle echt eine bescheuerte neue Rechtschreibung, aber das ist ein anderes Thema).
Habe zähneknirschend erst mal die Blüten rausgeschnitten und in den Müll geworfen. In der einen Kapsel waren tatsächlich Samen, aber was soll's. Wichtiger ist, dass sich die Läuse nicht weiter ausbreiten und nach Möglichkeit die Mutterpflanze durchkommt. Die fängt gerade das Kindeln an.
Kennt sich hier jemand mit Wollläusen aus? Wo sitzen die bevorzugt? Und - falls da noch was an der Pflanze ist: Wie werde ich die los? Falls ich wieder welche finde, würde ich erst mal die Pflanze in lauwarmen Wasser mit etwas Spülmittel tauchen. Hilft das wirklich, oder ist das zu lasch für die Läuse? Mehr Chemie will ich eher nicht einsetzen, eher wandert leider die Pflanze in den Müll.

Danke & Gruß,
Jens
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JoachimInB
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Re: Wollläuse

Beitrag von JoachimInB »

ostfrieseHH hat geschrieben:Kennt sich hier jemand mit Wollläusen aus? Wo sitzen die bevorzugt? Und - falls da noch was an der Pflanze ist: Wie werde ich die los? Falls ich wieder welche finde, würde ich erst mal die Pflanze in lauwarmen Wasser mit etwas Spülmittel tauchen. Hilft das wirklich, oder ist das zu lasch für die Läuse? Mehr Chemie will ich eher nicht einsetzen, eher wandert leider die Pflanze in den Müll.
Moin Jens,

bin ich also nicht der einzige, bei dem in diesem Sommer Wolläuse einen Heißhunger auf Bromelien entwickelt haben. :( Ich habe neben meinen Bromelien eine kleine Sammlung von Kakteen, die offfenbar die ursprüngliche Brutstätte der Schildläuse bilden. Man könne jetzt argumentieren, dass es Zeit wäre, die Kakteen in die Tonne zu treten und damit gleichzeitig Platz für mehr Bromelien zu schaffen, aber so weit ist es bei mir noch nicht... Wie gesagt, in diesem Jahr waren die Bromelien "dran". Auch eine Musa basjoo, bei der ich ebenfalls bisher nie Wolläuse beobachtet habe. Ich habe mit Ceraflor-Spray Teilerfolge erzielen können, aber damit leider einige Trichterbromelien mit dünnen Blättern (z.B. Guzmania angustifolia :cry: ) teilweise stark geschädigt. Ich glaube, dass ein systemisches Mittel (a.k.a. "Keule") wie Metasystox trotz aller Vorbehalte angebrachter gewesen wäre. Zum Glück sind meine Tillandsien bisher weitestgehend verschont geblieben.

Falls also jemand ein Patentrezept hat, wäre ich daran auch brennend interessiert.

Bei Meinen Pflanzen sitzen die Wolläuse ubrigens besonders gern auf der Blattunterseite zu den Blatträndern hin. Also nicht besonders versteckt. Auch eine Cattleya-Blüte haben sie für sich entdeckt. :cry:

Grüße,
Joachim
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Rainer Hasselmann
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Beitrag von Rainer Hasselmann »

Hallo Jens,

hatte im letzten Winter einen schlimmen Befall von Schildläusen an
meinen 3 Oleandern. Habe Lizetan Combistäbchen von Bayer in die Stöpfe
gesteckt. Der Schädlingsbefall war innerhalb kurzer Zeit behoben, an den
Pflanzen waren keine weiteren Schäden zu sehen. Der Spaß ist nicht ganz
billig (ca. 9 €/20 Stck.) hat aber bestens geholfen.

Gruß Rainer
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JoachimInB
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Beitrag von JoachimInB »

Vorsicht bei Lizetan-Combistäbchen und -Granulat: Diese enthalten (für Bromelien zu viel) Dünger, der den Pflanzen evtl. mehr Schaden zufügen könnte als die Wollläuse selbst.

Grüße,
Joachim
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Matthias
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Beitrag von Matthias »

Hallo zusammen, schön das ich nicht der einzige bin der sich mit diesen kleinen Biestern jedes Jahr herumärgern muss. Nur sind es bei mir eher die Spinnmilben, welche es auf meine Tillandsien abgesehen haben und das auf eine sehr gemeine Art. Der Befall hält sich zwar in Grenzen ist dadurch aber um so heimtückischer, da die Spinnmilben innen in den Blattachsen ihr Unwesen treiben und somit lange Zeit unentdeckt bleiben. Irgendwann stirbt dann die Pflanze von innen heraus ab und man weis zuerst nicht recht warum. Mich hatte dann im letzten Winter nach zwei schmerzlichen Ausfällen der Putzwahn gepackt und ich habe alle meine Tillandsien gründlich durchgeputzt und siehe da ganz tief drin da hockten sie. Zuerst habe ich dann auch die chemische Keule versucht. Da ich jedoch vorwiegend graue Tillandsien kultiviere und eigentlich sowieso nicht so der Freund von den ganzen Giften bin habe ich nach anderen Möglichkeiten gesucht. Zuerst viel mir auf, dass der Befall hauptsächlich im Winter auszumachen war. Klar tragen die ungünstigen Kulturbedingungen im Winter zu einem stärkeren Befall bei aber bei genauerer Betrachtung vielen mir im Sommer einige kleine Helfer auf die die Schädlingsbekämpfung recht gut im Griff hatten. So sind z.B. Florfliegenlarven ständige Gäste in meinen Kulturen. Da ich schon einmal vom Einsatz von Nützlingen gehört hatte, dachte ich, dass könnte doch auch bei Tillandsien funktionieren. Mit den Florfliegen war ich ja recht zufrieden, im Sommer und im Freien, aber 150 Florfliegeneier??? und dann auch noch für die Wohnung? Da ich mich schon in der Garage habe übernachten sehen ging diese Lösung nicht. Nun dann habe ich mich für Raubmilben entschieden. Das klang ganz gut “wenn alle Spinnmilben vertilgt sind sterben auch die Raubmilben wegen Futtermangel“. Also gesagt getan, die kleinen Helfer bestellt und in meinen Tillandsien verteilt, und siehe da als ich nach einem Monat nochmals nachgeschaut hatte, keine Spur von Spinnmilben. Und diesen Herbst wird das ganze gleich wiederholt. Übrigens um auf die Wollläuse zurückzukommen, da gibt es natürlich auch so einige Helfer z.B. den australischen Marienkäfer oder die vor genannten Florfliegenlarven.
Sollte jemand mit dem Einsatz von Nützlingen bereits Erfahrungen gesammelt haben wäre ich über eine Antwort dankbar.
Matthias
BerndBS
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Beitrag von BerndBS »

Hallo Joachim und die Runde,
.. kleine Korrektur " Lizetan enthält "zuviel Stickstoff".
Ich kenne jemand, der sich in solchen Fällen den reinen Wirkstoff aus Lizetan kauft und entsprechend mit einem speziellen Tillandsien-/Bromeliendünger mischt und die Pflanzen dann über mehrere Wochen in der Lösung taucht - anstatt normaler Bewässerung.
Leider kostet die kleinste Menge des reinen Wirkstoffs über 100 Euro. :cry:
Ein derartiger Einsatz ist aber streng genommen evtl. nicht erlaubt, da die Behandlungmethode nicht speziell durch eine Behörde genehmigt ist.

Gruß
Bernd
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JoachimInB
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Beitrag von JoachimInB »

Wie ist denn die Bromelienverträglichkeit von Metasystox? Das ist zwar eine Keule, aber manchmal lässt sich das vielleicht nicht vermeiden. Kann bzw. sollte man z.B. Tillandsien in eine (natürlich stärker verdünnte) Metasystox-Brühe tauchen? Oder schädigt das die Pflanzen? Was könnte man denn sonst evtl. verwenden?

Grüße,
Joachim
Timm Stolten
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Beitrag von Timm Stolten »

Moin Joachim,

Metasystox ist offiziell nicht mehr zugelassen (nur so nebenbei).
Aber es wirkt gut und ist verträglich. Solltest Du noch "Restbestände" haben,
unbedingt Körperschutz anlegen, das Zeug ist hochgradig giftig, wird auch
durch die Haut aufgenommen und hat ein langanhaltende Gasphase.

Die Konzentration habe ich nicht mehr genau im Kopf, sie war seeeehr
gering, also brauchst Du eine gute Pipette zum Abmessen.
Ich such es nochmal raus.

Alternative: Danadim (Link)
Gruß Timm
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JoachimInB
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Beitrag von JoachimInB »

Moin Timm,

gut zu wissen! Ich habe meine Restbestände in diesem Jahr aufgebraucht. Man hat, wenn ich mich recht erinnere, 5 ml auf 1 l Wasser gegeben. Ich habe das Zeug nie gesprüht, sondern nur gegossen. Mit ein paar Tropfen Klarspüler als Netzmittel versetzt, sollte das eigentlich in jede Ecke der Töpfe gelangt sein. Aber bei über 100 Kakteentöpfen ergaben sich sicher immer wieder "Rettungsinseln" für die Viecher. Gerade auf dem Balkon will ich die Brühe nicht unbedingt unten rauslaufen lassen, habe sie also eher sparsam verwendet.

Wegen der Gasphase müsste doch eigentlich gehen: Einen großen Behälter nehmen, M. rein (in einem kleinen Gefäß, so dass nichts auskippt nur der Dampf aufsteigen kann), Pflanzen rein, Deckel zu, zwei Tage stehen lassen und gut ist. Denn das Gas dringt ja in jede Ritze. Natürlich reine Theorie, und selbst wenn es funktioniert, kann man es nur bei wenigen und kleinen Pflanzen anwenden. Gibt es andere Möglichkeiten, Woll-, Schild- und andere Läuse zu "vergasen", ohne dass dabei Pflanzen und Menschen geschädigt werden?

Grüße,
Joachim
Timm Stolten
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Beitrag von Timm Stolten »

Hi Jo,

ich habe zu Pflanzenschutzmitteln (PSM) ein gespaltenes Verhältnis.
Nach meinem letzten Wissensstand ist der Einsatz generell nur für
Leute erlaubt, die die "erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten" besitzen
(Gesetztestext). Die hat nur, wer entweder eine erfolgreich abgeschlossene
Gärtnerausbildung oder aber eine Prüfung beim Landespflanzenschutzamt
abgelegt hat. Das haben wohl die wenigsten hier.
Für alle anderen ist die Anwendung grundsätzlich verboten !
(Soweit mein Stand der Rechtslage).

Ich kann sehr gut verstehen, daß man zu Hause auch solche
Mittel einsetzten will, weil es gegen viel Schädlinge wenige oder keine
wirksamen Hausmittel gibt. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, daß diese
Mittel, allen voran Metsystox, hochgradig giftig sind.
Ein Rumpanschen in der Wohnung, ohne Schutzanzug, -maske
oder wenigstens richtigen Handschuhen ist leichtsinnig und saugefährlich.

Ich an Eurer Stelle würde mir, wenn es wirklich Ernst ist, einen Gärtner
des Vertrauens suchen und ihn bitten, für eine kleine Gebühr mein Baby
beim nächstenmal in seiner Gärtnerei mirzubehandeln.
Die Jungs können damit umgehen.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich will hier nicht den Oberlehrer spielen,
dafür sind wir alle erwachsen genug. Aber mit PSM ist echt nicht zu spaßen.
Eine Bekannte eines Arbeitskollegen ist vor ein paar Jahren durch ein
Gewächshaus gelaufen, nicht wissend daß ihr Chef kurz vorher dort
Metasystox gespritzt hatte. Das Haus war auch weder ordnungsgemäß
verschlossen noch als gespritzt markiert worden.
3 Wochen später war sie tot.

Also überlegt Euch genau was ihr tut.

Schöne Grüsse, Timm
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StBaldauf
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Beitrag von StBaldauf »

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JoachimInB
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Beitrag von JoachimInB »

Hallo Leute,
danke für die Warnungen. Ich bin mir der Giftigkeit von Metasystox & Co. durchaus bewusst und habe dieses Mittel entsprechend sparsam eingesetzt. U.a. habe ich es nie in der Wohnung gemischt oder gar angewendet, sondern ausschließlich auf dem Balkon und dann auch nur über das Gießwasser. Aber wenn ich mich an die letzte "größere Aktion" im Spätsommer letzten Jahres erinnere - massiver Spinnmilbenbefall an meiner Musa basjoo - dann erinnere ich mich auch an den Metasystox-Geruch (auf dem Balkon!), der allein schon von den Blättern ausging, nachdem die Pflanze das Gift aufgenommen hatte. Zum Glück haben die Spinnmilben in diesem Sommer keinen nennenswerten Schaden angerichtet, und bis auf die Woll- und einige Schildläuse habe ich kaum was an Viechern feststellen müssen. Aber die Wolläuse sind dafür um so fieser. Eine schicke Orchidee ist mir vorhin bei der Kontrolle regelrecht auseinandergefallen: Die Wolläuse waren mit den Basen der Pseudobulben beschäftigt, die wiederum von basalen Blättern gut "geschützt" waren....

Ich werde wohl mal wieder auf "Omas bewährtes Hausmittel" zurückgreifen: Wasser + Alkohol + "Grüne Seife". Das hat sich allerdings in der Vergangenheit als weniger bromelienfreundlich herausgestellt als man erwarten würde. Jedenfalls bei etlichen grauen Tillandsien. Das lag aber vielleicht auch an was anderem.

Warnung: Finger weg von Celaflor, das ist gut bei Orchideen, aber besonders dünnblättrige, grüne Bromelien wie Guz. angustifolia und sprucei verbrennen dadurch regelrecht.

Grüße,
Joachim
Timm Stolten
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Beitrag von Timm Stolten »

JoachimInB hat geschrieben:... massiver Spinnmilbenbefall an meiner Musa basjoo
Oberlehrermodus an:
Dazu muss ich sagen: falsches Mittel !
Metasystox ist ein Insektizid, wirkt also gegen Insekten.
Spinnmilben sind Spinnentiere (8 Beine, keine 6) und sind ergo keine Insekten.
Zwar gibt es PSM, die gegen beide wirken, meist jedoch sind sie so selektiv,
daß man da schon bei der Wahl der Waffen aufpassen sollte.
Gegen Milben setzt man s.g. Akarizide ein z.B. Vertimec.
Oberlehrermodus aus.
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ostfrieseHH
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Beitrag von ostfrieseHH »

Hallo,

nachdem ich gestern festgestellt habe, dass auch an den Nachbarpflanzen Wollläuse sind, habe ich alle drei Pflanzen in lauwarmen Seifenwasser getaucht und anschließend gut ausgespült. Ich hoffe mal, dass die Pflanzen das besser abkönnen als die Wollläuse.
Ich war zwischendurch schon am überlegen, ob ich nicht doch auf ein systemisches Mittel zurückgreifen soll. Versprühen werde ich in meinen Wohnräumen nix, aber gibt es systemische Mittel, die nicht an die Raumluft abgegeben werden? Schließlich will ich meine Zimmerpflanzen ja nicht essen.
Gegen Spinnmilben hat Wasser bei mir übrigens hervorragend geholfen. Einen Gummibaum habe ich mal durch kräftiges Duschen milbenfrei bekommen. Fairerweise muss ich aber zugeben, dass die Spitze der Pflanze weggestorben ist und ich sie ein Jahr später oder so weggeworfen habe, weil sie sich nicht sonderlich gut weiterentwickelt hat und ich für einen großen Gummibaum sowieso keinen Platz habe.

Gruß,
Jens
StBaldauf
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Beitrag von StBaldauf »

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