Weißes Zeug an den Blattansätzen einer Bromelie

Fragen zur Kultur und Pflege, Vermehrung, Düngung, Technik,
Schädlingen und Pflanzenschutz etc.
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Zerwas
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Weißes Zeug an den Blattansätzen einer Bromelie

Beitrag von Zerwas »

Hallo!
Ich habe mal wieder ein Problem. Und zwar ist mir aufgefallen, dass eine meiner Bromelien weißes Zeug an den Blattansätzen hat. Ich habe das auch fotografiert:
http://img501.imageshack.us/img501/6952 ... 3431tn.jpg
Ich weiß nun nicht, ob das ein Pilz oder so ist oder nur Kalkablagerungen (unser Wasser ist sehr kalhaltig und ich habe keine Möglichkeit, eine Regentonne draußen zu platzieren, deshalb bin ich gezwungen, mit dem verkalkten Wasser zu gießen....). Könnt ihr was dazu sagen?
Ich habe auch den Rest der Pflanze und die Blütenstöcke (heißt das so??) fotografiert, damit ihr sehen könnt, was das für eine ist (ich weiß den Namen leider nicht):
http://img395.imageshack.us/img395/4568 ... 3448bb.jpg
http://img501.imageshack.us/img501/382/ ... 3459fu.jpg
Leider ist es in Pflanzenläden lange nicht mehr Standard, dass eine Pflanze eine Schildchen mit Namen und kurzer Pflegebeschreibung bekommt.

Nun zu Standort und Pflege: Die Pflanze steht auf der Fensterbank, also hell aber nicht sonnig und eher kühler, im Zimmer herrschen 22° aber am Fenster dürfte es etwas kälter sein, so 18° vielleicht. Sie wird alle 3-4 Tage in den Kelch gegossen und zwischendurch immer mal besprüht. Auf den Blättern mittendrauf ist kein weißes Zeug, deshalb bin ich mir nicht sicher, ob es sich um Kalk handelt.
Ich hoffe, ihr könnt helfen.
Timm Stolten
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Beitrag von Timm Stolten »

Hallo Zerwas,

das sind Kalk- und Düngerreste.
Bromies vertragen auf Dauer kein kalkhaltiges Wasser.
Ich würde an Deine Stelle zunächst nicht so oft in den Trichter gießen.
Lieber häufiger sprühen und das Substrat erst dann gießen, wenn es
wirklich beginnt durchzutrocknen.
Zum Sprühen und Gießen Wasser mit destilliertem Wasser
verschneiden.

Schau mal hier:
viewtopic.php?t=220
viewtopic.php?t=236

Gruß Timm
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Rainer Hasselmann
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Beitrag von Rainer Hasselmann »

Hallo Zerwas,

ich denke es handelt sich da wirklich um Kalkablagerungen. Das weisse "Zeug"
ist ja nur an den Überlappungen der Blätter zum Trichter zu sehen,
wärend ein Pilz wohl die ganzen Blätter befallen würde. Habe ein ähnliches
Phänomen mal bei zu starker Düngung an meinen Trichtern beobachtet,
nach Reduzierung der Düngermenge wars nach einiger Zeit wieder weg.
Was Kalkbrühe langfristig bei den Pflanzen anrichtet weiss ich leider nicht
hab zum Glück immer ausreichen Regenwasser, in der Literatur wird aber
über langfristige Schäden berichtet. Denke doch einmal
über eine Entkalkungsanlage nach, ich weiss allerdings nicht was so etwas
kostet.

Grüße Rainer
Timm Stolten
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Beitrag von Timm Stolten »

Rainer Hasselmann hat geschrieben: Was Kalkbrühe langfristig bei den Pflanzen anrichtet weiss ich leider nicht
Kalk verstopft vor allem bei stark beschuppten Tillandsien eben jene
Saugschuppen, über die sie ja hauptsächlich das Wasser aufnehmen.
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Zerwas
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Beitrag von Zerwas »

Danke erstmal. Ist ja gut, dass es "nur" Kalk ist und kein Pilz oder so :)
Aber ich habe mal eine generelle Frage zu Kalk. Ist eigentlich der Kalk das Problem oder allgemein ein großer Salzgehalt im Wasser? Denn Kalk kann man ja z.B. mit Essigsäure in Calciumacetat und Kohlensäure umwandeln. dann hat man keinen Kalk mehr drin, aber ist nicht allgemein ein hoher Salzgehalt auch schlecht für die Pflanzen? Also, das sagt mir so meine Logik.
Das mit dem destillierten Wasser wäre eine gute Idee. Weiß einer von euch, wo man destilliertes Wasser preiswert herbekommt?
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TimM
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Beitrag von TimM »

Man kann eventuell eine Osmoseanlage einsetzen, die es schon ab 80 € zu kaufen gibt. Habe leider jedoch keine Erfahrungen damit, da ich z.T. Regenwasser nutze.
viele Grüße Tim
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JoachimInB
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Beitrag von JoachimInB »

Das ist eine Vriesea-Hybride namens "Elan". Relativ häufig im Handel, zählt eigentlich inzwischen schon zum Standardsortiment der Baumärkte. Dauerhaft habe ich damit aber leider noch keinen Erfolg gehabt, trotz mehrerer Anläufe. :?

Umkehrosmose funktioniert gut, aber das Wasser ist eigentlich schon zu rein. Außerdem wäre das hier wohl "mit Kanonen auf Spatzen schießen". Einfacher ist es, die Pflanze einmal pro Woche gründlich in der Badewanne, Dusche oder im Sommer auf der Terrasse abzubrausen, so dass sich kein Kalk im Trichter anreichern kann.

Grüße,
Joachim
Zerwas
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Beitrag von Zerwas »

Okay, danke :D
Das mache ich. Dann dürfen meine Bromelien auch mal duschen.
Und ja, die Pflanze habe ich im Baumarkt gelauft :) Mal schauen, ob sie sich freiwillig vermehrt.
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Rainer Hasselmann
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Beitrag von Rainer Hasselmann »

Timm Stolten hat geschrieben: Kalk verstopft vor allem bei stark beschuppten Tillandsien eben jene
Saugschuppen, über die sie ja hauptsächlich das Wasser aufnehmen.
@ Timm: für die grauen ist mir das natürlich klar. Hier ging es aber eher um grüne.
Was mir da aber nicht so klar ist, ob es der Salzgehalt im Allgemeinen oder der
Calciumcarbonatgehalt im Speziellen ist. Denn bei vielen Pflanzen ist
Kalk unbedingt nötig zum Überleben, bei genau so vielen anderen dagegen
absolut tödlich - eigene Erfahrungen in meinem Garten.

Grüsse Rainer
Timm Stolten
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Beitrag von Timm Stolten »

Rainer Hasselmann hat geschrieben:Denn bei vielen Pflanzen ist
Kalk unbedingt nötig zum Überleben, bei genau so vielen anderen dagegen
absolut tödlich - eigene Erfahrungen in meinem Garten.

Grüsse Rainer
Also was ich noch aus der Schule im Kopp hab ist, daß der Kalk als
Nährstoff nahezu keine Rolle spielt. Kalk als Dünger ist Quark.
Dagegen ist er sehr wichtig im Boden, hier vor allem für den pH-Wert,
und den Wasserhaushalt.

Da der Boden bei Epiphyten keine Rolle spielt und Kalk auch nicht
über das Blatt aufgenommen werden kann, bleibt die Frage............
wozu sollte man ihn geben ?

Ich möchte aber betonen daß ich nicht mehr auf dem neuesten Stand bin
und auch mein Schulwissen in der Zwischenzeit etwas gelitten hat.
Lasse mich gerne belehren.:!:

Gruß Timm
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Zerwas
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Beitrag von Zerwas »

Ich als Noch-Schüler konsultiere daraufhin mein Chemiebuch, in dem steht, dass Pflanzen Calciumverbindungen fürs Wachstum benötigen. Diese stehen mit Stickstoff-, Phosphor- und Kaliumsalzen in erster Reihe. Etwas unwichtiger sind andere Metallsalze (etwa Eisensalze), Schwefel- und Borverbindungen. Das ist aber auch schon alles, was in meinen Chemiebuch über Dünger steht. Aber klar ist jetzt auf jeden Fall, dass Pflanzen Calciumsalze benötigen. Und da Kalk ein Calciumsalz ist, würde ich einfach mal sagen, dass sie den Kalk schon brauchen. Das ist natürlich bei jeder Pflanze anders. Mach brauchen es mehr und manche weniger und bei manchen überwiegen die negativen Folgen deutlich.
Timm Stolten
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Kalk und Calcium

Beitrag von Timm Stolten »

Ich man muß dann doch zunächst einmal die etwas philosophische Frage stellen: Was ist ein Nährstoff ?
Zerwas hat geschrieben:Ich als Noch-Schüler konsultiere daraufhin mein Chemiebuch, in dem steht, dass Pflanzen Calciumverbindungen fürs Wachstum benötigen.
Benötigen kann viel bedeuten. Ich will die Rolle von Kalk nicht
herunterspielen, bei Topf- und Freilandkulturen ist er oft von
entscheidender Bedeutung. Aber das bezieht sich fast immer auf seine
Wirkung im Boden, die Regelung das pH-Werts und damit die
unterschiedliche Verfügbarkeit oder Festlegung andere Nährstiff-Ionen.
Als Nährstoff für die Pflanze spielt Kalk bzw. Calcium nur eine
geringe Rolle.

An dieser Stelle möchte ich einmal mehr meinen ehemaligen Lehrer für
Pflanzenernährung und Bodenkunde zitieren, der so Sachen immer
viel deutlicher beschreiben konnte als ich.

Calcium

Verwendung:
Antagonist (Gegenspieler) von Kalium, auch Mg und Bor.
Es neutralisiert Säuren in der Pflanze, stabilisiert die Plasmahäute und
hemmt Streckenwachstum.

Mangel:
Betrifft meist nur den Boden. Meist an Ericaceen -> dunkebraune Blätter

Überschuß:
Alle Antagonisten geraten ins Minimum, Phosphor wird schwer löslich.

Aufnahme
als Ca++ nur in geringen Mengen.
Es ist in der Pflanze nur wenig beweglich und wird oft
zum Neutralisieren von Säuren, besonders Oxalsären, genutzt.
Die Calciumoxalate werden dann als Drusen, Raphiden oder Sand
in den Zellen eingelagert. Als Antagonist von Kalium wirkt
Calcium entscheidend mit an der Regulierung des Wasserhaushalts.
Erhöhte Versorgung führt zu einer Reduzierung des Längenwachstums.
Calcium wird kaum in die Pflanze eingebaut,
auch werden nur wenige Enzyme durch ihn aktiviert.
Ca-Mangelerscheinungen an der Pflanze sind sehr selten,
wenn dann rühren sie meist von einem veränderten pH-Wert
oder Nährstoffgefüge im Boden her.
Und genau darum bin ich über die Bedeutung bei epiphytischen
Bromelien noch immer im Zweifel.
Zerwas hat geschrieben:.....Und da Kalk ein Calciumsalz ist, würde ich einfach mal sagen, dass sie den Kalk schon brauchen.
Siehe oben.

Entschuldige, aber ich bin ein unverbesserlicher Erbsenzähler...........

Gruß Timm
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Zerwas
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Beitrag von Zerwas »

Nein, schon gut. Du kennst dich ja sicher besser aus als ich. Ich hab ja auch nur mein Chemiebuch zitiert und da steht das so drin. 8) Ist ja gut, wenn du so viel weißt. Das ist auch gut für deine Pflanzen ^__^
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Rainer Hasselmann
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Beitrag von Rainer Hasselmann »

Timm Stolten hat geschrieben:
Also was ich noch aus der Schule im Kopp hab ist, daß der Kalk als
Nährstoff nahezu keine Rolle spielt. Kalk als Dünger ist Quark.
Dagegen ist er sehr wichtig im Boden, hier vor allem für den pH-Wert,
und den Wasserhaushalt.
Gruß Timm
Völlig richtig. Mir ist auch kein Pflanzenbestandteil bekannt, wobei Kalk
eine Rolle spielt, im Gegenstzt zu tierischen Knochen.
Timm Stolten hat geschrieben: Da der Boden bei Epiphyten keine Rolle spielt und Kalk auch nicht
über das Blatt aufgenommen werden kann, bleibt die Frage............
wozu sollte man ihn geben ?
Am besten eben gar nicht, ausser man mag die Kalkausblühungen an den Töpfen
oder Trichtern. Da Bromelien eher leicht saures Substrat (pH 5-6) benötigen ist
die Rolle von Calciumionen wahrscheinlich deshalb als unzuträglich zu sehen, weil
sie die Reaktion in den leicht alkalischen Bereich verschieben. Aber auch Epiphyten
wachsen auf einer Unterlage, wobei verrottendes Pflanzenmaterial eine wichtige
Rolle spielt. Bei den Rotteprozessen aber werden auch jede Menge Huminsäuren
gebildet und die sind nun mal sauer.
Bleibt die Frage: Ist Kalk nun schädlich oder "nur" unzuträglich?

zerwas hat geschrieben: Etwas unwichtiger sind andere Metallsalze (etwa Eisensalze), Schwefel- und Borverbindungen
Überhaupt nicht unwichtig, nur die benötigten Mengen sind sehr viel geringer.
Chlorophyll z.B. benötigt zu seinem Aufbau Magnesium, auch ein Metall,
und ohne Chlorophyll keine Photosyntese, ohne Photosynthese keine Pflanze.
Auch die anderen Spurenelemente sind wichtig für das Wachstum,
allerdings fehlt mir da das Wissen.

Viele Grüsse Rainer
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