Pflanzenimport

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Andreas Böker
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Pflanzenimport

Beitrag von Andreas Böker »

Hallo Bromelienfreunde,

weil das Thema „Import“ in einem Thread grade angesprochen wurde und ich zudem aus Sammelbestellungen und aktuellen privaten Pflanzenimporten aktuell einiges Neues berichten kann, möchte ich mich mal zum Thema Import äußern.

Generell:

Die folgenden Äußerungen beziehen sich auf meine persönlichen Erfahrungen der letzten Jahren bei Importen aus den USA und Australien.

Zum Import:

Ein Pflanzenimport nach Deutschland ist prinzipiell problemlos möglich, wenn folgende Voraussetzungen vorliegen:

- eine Rechnung aus der der Wert der Ware und die Versandkosten hervorgehen
- ein Pflanzengesundheitszeugnis, das im Ursprungsland ausgestellt sein muß und die zu importierenden Pflanzen auflistet

Die Pflanzensendung muss vom Versender für die deutsche Zollabwicklung deklariert sein, da sich der Zoll und die Einfuhrumsatzsteuer nach der Deklaration richtet. Der deklarierte Wert sollte mit dem Rechnungsbeitrag incl. Versandkosten übereinstimmen, ansonsten wird der Rechnungsbetrag angesetzt. Die zu importierenden Pflanzen müssen als solche auch deklariert werden, d.h. auf der Deklaration sollte auch „Tillandsien“ stehen und nicht irgendwelche Fantasiebezeichnungen, auch das erspart einem das Mistrauen des Zolls. Völlig abwegig ist die heute leider gängige Deklaration der meisten Sendungen als Geschenk, das glaubt einem kein Zollbeamter mehr und man ist hier echt in der Nachweispflicht. Wenn dann eine Rechnung beliegt, ist die Deklaration als Handelsware ehrlicher.

Zur Verdeutlichung, auch bei Geschenksendungen wird Zoll und Einfuhrumsatzsteuer fällig, nur sind die Freigrenzen höher.

Wer seine Pflanzen in dieser Art und Weise einführt, schafft für den Zoll lückenlose Berechnungsgrundlagen und bekommt seine Pflanzen per Post direkt nach Hause geliefert, den Zoll kassiert das ausliefernde Unternehmen (Post/Paketdienst). Ich kann diese Art der sauberen Deklaration nur empfehlen…..

Jede Abweichung oder Nicht-Nachvollziehbarkeit führt dazu, dass die Sendung nicht direkt ausgeliefert wird sondern beim zuständigen regionalen Zollamt abgeholt werden muss. Hier wird dann versucht, die Nachweislücken zu schließen. Wer zum Zoll muss, sollte alle Unterlagen wie oben aufgeführt mitnehmen. Für Geschenksendungen hilft z.B. eine Korrespondenz mit Glückwünschen etc. Aber auch bei Geschenken ist wegen der Freigrenzen ein Wertnachweis erforderlich. Bei geringen Werten ist der Zoll nach meinen Erfahrungen aber durchaus tolerant.

Das problematische an den ganzen Dokumenten ist sicher das Pflanzengesundheitszeugnis. Dieses ist in den USA teuer und nicht einfach zu bekommen. Nur die großen Betriebe werden regelmäßig kontrolliert, so dass diese quasi einen Freifahrtschein haben und Pflanzengesundheitszeugnisse unkompliziert und schnell ausgestellt werden können. Einzelsendungen müssen von anderen Betrieben in einem Zeitraum von 3 Monaten dreimal vorgeführt werden (aktuellste Auskunft eines Händlers, von dem ich importierte!!!). Das ist völlig unpraktikabel und wohl der Grund dafür, das nur wenige große Händler Gesundheitszeugnisse anbieten.

In diese Falle war ich beim Import meiner T. ionantha „zebrina“ auch getappt. Der Händler hatte mir ein Pflanzengesundheitszeugnis zugesagt und auch 35$ dafür in Rechnung gestellt. Während der Austellung des Gesundheitszeugnis in den USA stellte sich heraus, dass die Regularien mit der EU geändert worden waren und eine dreimalige Warenvorführung notwendig wäre. Das war dem Händler auch zuviel, er teilte die Sendung und schickte die erst Hälfte – ordnungsgemäß deklariert aber ohne Gesundheitszeugnis – einfach los. Natürlich befürchtete ich da Schlimmste und ich musste wenige Tage später zur Abholung der Sendung aufs Zollamt. Ich ahnte das Sclimmste……

Die Sendung wurde auf dem Zollamt in meinem Beisein geöffnet und sofort als Pflanzenimport erkannt. Erste Aussage des Zollbeamten war : „Pflanzen können wir hier nicht abfertigen“, das hätte ja heiter werden können. Wenn da nicht auf dem Paket ein weiteres Zolldokument geklebt hätte, das vom Zoll in Frankfurt Flughafen ausgestellt worden war: „Keine WAA-Pflanzen, gesundheitlich geprüft, Import erlaubt“. Dieser Weg war mir völlig neu, auch ohne Pflanzengesundheitszeugnis, nur durch die Beschau in Frankfurt durfte ich die Pflanzen offiziell importieren. Ich ließ die Verzollungsprozedur über mich ergehen (3/4 Stunde) und konnte nach Zollzahlung meine Pflanzen mit nehmen.

Es gibt folglich auch einen offiziellen, legalen Weg eines Imports ohne Pflanzengesundheitszeugnis.

Mit diesem Wissen schickte der Händler mir einen weiteren Teil der ausstehenden Pflanzen, genauso sauber deklariert. Diese wurden mir ohne zollamtliche Behandlung direkt nach Hause geliefert. Das Paket war nicht einmal geöffnet worden. So kann’s denn also auch gehen. Der letzte Teil der Sendung ist momentan unterwegs und ich bin mal gespannt, wie dieser Teil ankommen wird. Ich hoffe, es gibt da nicht noch einen weiteren, mir unbekannten, dritten - negativen – Weg………..

Ingesamt sollte man also festhalten, dass auch ein legaler Import ohne Pflanzengesundheitszeugnis möglich ist. Insofern sollte es möglich sein, in den USA freier und ohne Bedenken Pflanzen einzukaufen, wobei man WAA-Pflanzen außen vor lassen sollte. Das eröffnet zumindest mal die Möglichkeit, außerhalb der Sammelbestellung einige Pflanzen in Übersee zu kaufen ohne die Kosten und Mühen eines Pflanzengesundheitszeugnisses.

Nur noch einmal, dies sind meine persönlichen Erfahrungen, ob sich diese verallgemeinern lassen, weiß ich nicht. Ich kenne die Spielräume in der Zollgesetzgebung nicht und bin kein Jurist.

Wer andere Erfahrungen hat oder diese bestätigen kann, möge dies dich kurz hier posten. Mir wäre sehr dran gelegen.
Andreas Böker

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JoachimInB
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Beitrag von JoachimInB »

Hallo Andreas,

anders herum: Sind Fälle bekannt, dass Nicht-Cites-Pflanzen in Deutschland den Empfänger nicht erreicht hätten, sei es durch Beschlagnahmung, Zurücksenden etc.?

Ich selbst habe mit dem Zoll eigentlich nie Stress gehabt, obwohl ich nie ein Gesundheitszeugnis für die Pflanzen hatte, da dies in allen Fällen für die Absender (u.a. USA, Polen, Schweiz) unzumutbar gewesen wäre. Habe allerdings auch noch nicht so viel importiert bzw. keine Mengen, dass ich nicht glaubhaft hätte versichern können, dass es sich um private, nichtkommerzielle Hobbypflanzen handelte. Habe immer meine Pflanzen bekommen. Oft ungeöffnet direkt nach Hause. Manchmal musste ich zum Zoll, aber nur ein einziges Mal musste ich eine Gebühr (genau 5,12 Euro) verrichten. In jedem Fall kann es hilfreich sein, zu einer Pflanzenbeschau mit entsprechenden Fachbüchern ausgestattet zu erscheinen. Die Schwarzweißzeichnungen in den Cites-Listen können nämlich bei Tillandsien alles sein und sind wenig hilfreich. Und das wissen die Zöllner auch! Wenn die Pflanzen wegen Unklarheiten erst von "richtigen" Fachleuten begutachtet werden müssen, dann gute Nacht, denn das bedeutet weitere Verzögerungen, die sicher vielen Pflanzen nicht zuträglich sein dürften.

Gruß,
Joachim
Andreas Böker
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Beitrag von Andreas Böker »

Hallo Joachim,
anders herum: Sind Fälle bekannt, dass Nicht-Cites-Pflanzen in Deutschland den Empfänger nicht erreicht hätten, sei es durch Beschlagnahmung, Zurücksenden etc.?
bei mir nicht. Ich hab aber auch immer mit Papieren importiert (oder aus der EU). Sicher kommen viele Kleinsendungen auch so durch, aber mir war bisher das Risiko zu groß. Und da ich jetzt weiß, dass es auch einen offiziellen Weg ohne Pflanzengesundheitszeugnis gibt, werde ich auch mal kleinere Mengen Pflanzen importieren, da ich jetzt weiß, dass es offiziell möglich ist.

Es gibt ja durchaus manchmal Pflanzen in den USA, die eine große Bestellung nicht lohnen. Z.B. bei Tropiflora, die ja ab und zu echte Leckerbissen anbieten.
Andreas Böker

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Lieselotte Hromadnik
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Beitrag von Lieselotte Hromadnik »

Die Importregelungen scheinen länderweise (bundesländerweise??) unterschiedlich zu sein:
wir hier benötigen eine Registrierungsnummer der Landwirtschaftskammer, damit überhaupt importiert werden darf, und ohne Phyto geht gar nichts. Abkassiert wird mehrfach, Länge mal Breite, und die Nebenkosten übersteigen dann weit den Wert der "Ware". Womöglich muss es dann auch noch eine jährliche Kontrolle geben, ganz billig, nur so an die 90 € jedes Mal.
Andreas Böker
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Bundes(land)weite Regelungen

Beitrag von Andreas Böker »

Hallo Frau Hromadnik,

ich kann natürlich nur für Deutschland und streng genommen nur für NRW reden, wobei Zollangelegenheiten Bundessache sind und ich annehme, dass es deutschlandweit gleich geregelt ist.

Was sicher interpretativ ist, ist die Zollwarennummer, die die zu importierende Ware klassifiziert und nach der sich die Steuersätze und auch die Einfuhrumsatzsteuer richtet. Für Tillandsien gibt es keine exakt passende Warennummer. Daher ist die Warennummer immer wieder anders. Meine letzte Sendung wurde als Pflanzen/unbewurzelte Stecklinge identifiziert und danach auch importiert. Diese Warennummer ist recht "günstig"..... Auf einen Warenwert von 40€ habe ich ca. 7€ Zoll und Einfuhrumsatzsteuer bezahlt. Genaue Werte müsste ich nachschauen. Von 20-25% würde ich grob immer ausgehen.
Andreas Böker

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