Argentinien 2016

Sie haben eine namenlose Bromelie? Vielleicht können wir Ihnen hier helfen. Anfragen am besten mit Bildern posten.
CK
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Argentinien 2016

Beitrag von CK »

Servus,

eigentlich wollte ich Euch schon ganz lange mal ein paar Bromelien-Bilder von unserer letzten Argentinien-Reise zeigen, aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen. Auch jetzt ist absehbar, dass ich nur selten dazu kommen werde, einen neuen Beitrag zu schreiben - aber ich werde es zumindest mal versuchen, hier wenigstens halbwegs regelmäßig weiter zu schreiben.

Der Schwerpunkt unserer 4-wöchigen Reise im Oktober und November 2016 waren allerdings Kakteen (genauer: die Gymnocalycien der Sierras de Cordoba und die Kakteen des nordwestlichen Hochlands). Allerdings hatte ich mir nach unserer ersten Reise (in 2012) vorgenommen, das nächste Mal ein wenig mehr auf Bromelien zu achten, und so sind dann doch ein paar ganz brauchbare Fotos entstanden.

Ausgangspunkt unserer Reise war Buenos Aires. Eigentlich hatten wir einen Nachtflug (via Madrid) und sollten morgens ankommen, was allerdings nur bedingt geklappt hat, denn in Madrid flogen wir bereits 30min später ab. Beim Anflug auf Buenos Aires hieß es dann, der Flughafen sei wegen schlechten Wetters gesperrt und wir müssten noch ein paar Ehrenrunden drehen. Mit weiteren 30 Minuten Verspätung setzten wir dann auf der Landebahn auf, rollten von der Bahn auf den nächsten Taxiway und blieben dort stehen ... und stehen ... und stehen ... Irgendwann kam dann die Durchsage des Piloten, dass wegen der vorherigen Sperrung des Flughafens alle Parkpositionen belegt seien und wir warten müssen bis eine frei wird. Da war uns dann schon klar, dass das ein wenig länger dauern könnte ... tatsächlich waren es weitere 2,5 Stunden, die wir blöd im Flugzeug rumsaßen, ehe sie endlich eine Parkposition für uns hatten.

So hatten wir bereits einen halben Tag verloren, als wir endlich unseren Mietwagen in Empfang nahmen. Dabei hatten wir eigentlich gehofft, am ersten Tag ca. die halbe Strecke bis Alta Gracia (Cordoba) fahren zu können, wo unsere Reise dann so richtig losgehen sollte, doch dafür war es jetzt zu spät, schließlich mussten wir auch noch ein paar Sachen einkaufen. Wir fuhren hernach noch so weit wie es ging, schafften es aber nur noch bis San Nicolas, wo wir uns (todmüde, wie wir waren) das erstbeste Hotel nahmen - ein schon etwas in die Jahre gekommenes, aber trotzdem (für argentinische Verhältnisse) noch ziemlich nobles 5-Sterne-Hotel (die Nacht hat ca. 100 EUR gekostet, aber das war uns in diesem Moment egal).

Nach einem tollen Frühstück am nächsten Morgen beschlossen wir, vor unserer Weiterfahrt noch ein bissl durch den wirklich großen, locker mit Bäumen bestandenen Garten zu laufen. Kaum waren wir zur Tür hinaus, fiel uns auch schon ein auf dem Boden liegender Büschel Tillandsia aeranthos auf.

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Ein Blick in die Bäume und wir sahen, dass hier immer wieder - nie besonders dicht, aber doch recht regelmäßig - Tillandsia aeranthos wuchsen, und dass viele gerade am Blühen waren:

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San Nicolas liegt direkt am Rio Parana, der hier, sich immer wieder verzweigend, ein großes Feuchtgebiet mit Wasser versorgt. Das Klima ist hier feucht-warm. So hatte sich über Nacht Nebel gebildet, der sich am Vormittag zwar bereits gehoben hatte, sich aber nur sehr langsam auflöste. Entsprechend schwierig waren die Lichtverhältnisse - um das mal zu zeigen: Tillandsia aeranthos auf Ceiba spec. (wahrscheinlich Ceiba speciosa):

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Übrigens gab es hier noch eine weitere Tillandsien-Art zu bewundern, nämlich die extrem weit verbreitete Tillandsia recurvata. Der nördlichste, von uns besuchte Standort liegt westlich von Houston (Texas) - und dies hier ist der bisher südlichste, von uns besuchte Standort. Dazwischen liegen (Luftlinie) ca. 7500km. Das nenn ich mal ein Verbreitungsgebiet ... :-)

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Viele Grüße!
Chris
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frank.hoehnel
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von frank.hoehnel »

Hallo Chris,

herrliche aeranthos-Bilder. Das macht Lust auf mehr.

VG
Frank
CK
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von CK »

Hallo,

@ Frank:
Vielen Dank! Leider haben nicht alle Arten uns den Gefallen getan, so schön (oder überhaupt) zu blühen. Und auch das Wetter hat nicht immer so ganz mitgespielt ...

Nach unserem Rundgang durch den Garten des Hotels stiegen wir ins Auto und machten uns auf den Weg. Bis Alta Gracia sind es ca. 500km, wofür wir (inkl. Pausen und einiger, kurzer Abstecher auf kleinere Straßen, um nach Pflanzen Ausschau zu halten) den gesamten Rest unseres 2. Reisetags benötigten - wobei die Abstecher leider vollkommen erfolglos waren, da wir feststellen mussten, dass das gesamte Gebiet zwischen Buenos Aires und Alta Gracia massiv landwirtschaftlich genutzt wird. Hier sieht es aus wie bei uns auf dem Land: Ein Feld reiht sich an das nächste, nur selten von eingezäunten Wiesen (für Kühe) unterbrochen. Von der ursprünglichen Vegetation war weit und breit nichts zu sehen - nichtmal irgendwelche kläglichen Reste.

Nach längerer Suche mieteten wir uns dann am südlichen Ortsrand von Alta Gracia für die nächsten Tage eine (ungewollt ziemlich große und schön eingerichtete) Cabana (falls Ihr nicht wisst, was das ist: das sind kleine Hütten bis durchaus komfortabel eingerichtete Ferienhäuser, die es abseits der großen Städte fast überall in Argentinien zu mieten gibt, wobei die Preise von sehr günstig bis recht teuer variieren können, je nach Größe und Ausstattung). Für den nächsten Tag war dann endlich der erste Pflanzen-Tag geplant. Da aber die Cabana etwas größer, schöner und damit teurer als geplant ausgefallen war, mussten wir erstmal Geld holen gehen. Also fuhren wir ins Zentrum von Alta Gracia und suchten uns eine Bank. Es dauerte nicht lange und wir hatten eine, doch leider hatte der Geldautomat kein Geld mehr. Also suchten wir weiter und fanden tatsächlich noch drei weitere Banken: Zwei davon waren lokale Banken, dort funktionierten weder EC-Karte noch Kreditkarte, und vor der dritten stand eine "kleine" Schlange, die (*Fernglas rauspul*) mindestens 2 Häuserblöcke die Straße hinunter reichte. Da wir keine Lust hatten, erstmal 2 oder 3 Stunden anzustehen, beschlossen wir, unsere Planung über den Haufen zu werfen und die eigentlich erst für den nächsten Tag geplante Stadtbesichtigung von Cordoba vorzuziehen.

Somit verging ein weiterer Tag ohne Pflanzen. Aber an unserem 4. Reisetag war es dann endlich so weit. Zwar ließ uns ein Blick in Richtung Berge nichts Gutes erahnen, was das Wetter anging (denn über den Bergen hingen, wie auch die 2 Tage zuvor, dicke Wolken), aber das war uns egal. Voller Vorfreude fuhren wir zunächst ein Stück nach Norden, bevor wir bei Falda del Carmen links in Richtung der Sierras abbogen. Schon bald steigt die Straße deutlich an - und wir kamen den tief hängenden Wolken näher und näher. Trotzdem hielten wir bei einer der ersten Kehren an, um nun endlich damit zu beginnen, unsere Pflanzen-Sucht zu befriedigen, zumal wir diese schöne Puya hoch oben auf den Felsen der Straßenböschung erspäht hatten:

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Es handelt sich hierbei (sehr wahrscheinlich) um die weit verbreitete Puya spathacea, eine mittelgroße, vor allem in Blüte sehr attraktive Art. Zu Fuß einem Feldweg folgend fanden wir bald eine Stelle, wo eine größere Gruppe dieser hübschen, jedoch auch recht stacheligen Pflanzen direkt unterhalb des Weges wuchs:

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Schade, dass das Wetter nicht mitspielte, denn inzwischen hatte es ordentlich zu Nieseln angefangen. Auch die Begleitflora schien nicht wirklich glücklich zu sein ...

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Gymnocalycium monvillei

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Parodia mammulosa (Syn. Notocactus submammulosus)

Viele Grüße!
Chris
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Denis Gödecke
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Denis Gödecke »

Gut finde ich die ehrliche Darstellung, dass vieles nicht so läuft, wie es eigentlich geplant war. So ist das irgendwie immer auf Reisen ...
Freue mich schon auf die nächsten Teile! :thumbr
Arvensis
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Arvensis »

Hallo.

Ich stimme Denis zu. Das nicht alles 100% ideal ist macht die Berichte meiner Ansicht nach sehr viel symphatischer und wertvoller. :D

Und das eine Pflanze weit verbreitet ist mindert ihren Wert und ihre Schönheit auch nicht.

Gruß

Alex
frank.hoehnel
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von frank.hoehnel »

Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit im Westen noch Notocacteen gibt.
Die Puya blüht sehr schön.
CK
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von CK »

Servus,

danke für Eure Rückmeldungen! Jo mei, nicht immer läuft alles 100%ig so, wie man sich das vorstellt, aber solange nichts ernsthaft negatives (a la Verletzungen oder Tod) passiert, sollte man dergleichen immer mit Humor nehmen (oder es zumindest versuchen). :D

@ Frank:
Parodia mammulosa / Noto. submammulosus gibt es sogar bis nach Catamarca rüber (die rotblühenden aus der Sierra de Ancasti sind besonders bekannt und gesucht).

Sodale, weiter geht's:

Nachdem wir immer nasser wurden und zudem das Gefühl hatten, an dieser Stelle alles entdeckt zu haben was es hier zu entdecken gab, zog es uns zurück ins trockene Auto. Aber natürlich ließen wir uns von dem schlechten Wetter nicht abbringen, sondern fuhren die Straße weiter bergan. Schon bald ging es über einen kleinen Paß hinweg. Ab hier hielten wir dann wieder verstärkt Ausschau nach der nächsten, vielversprechenden Möglichkeit, nach Pflanzen zu suchen. Allerdings standen neben der Straße inzwischen Weidezäune, die einen Zugang ins Gelände verhinderten. Schon bald fiel uns dann jedoch ein offenes Eingangstor mit einem Feldweg dahinter auf: Der Eingang zur Estacion Astrofisica de Bosque Alegre - ein kleines Observatorium, das man auch offiziell besuchen darf. Zwar war es bereits Mittag und somit Siesta (die Öffnungszeiten sind Vormittags und Nachmittags), aber nachdem das Tor offen stand sahen wir keinen Grund, nicht hindurch zu gehen. Da wir ja nach Pflanzen Ausschau halten wollten, parkten wir unser Auto am Straßenrand (statt bis zum Observatorium hinauf zu fahren, was man auch gedurft hätte) und machten uns zu Fuß auf den Weg. Zum Glück hatte der Nieselregen fast vollständig aufgehört. Natürlich konnte ich es nicht lassen, den freien, grasigen Hang gleich hinter dem Eingangstor zu durchstreifen. Der Preis: Meine Hose war ruck-zuck pitsche-nass. Der Lohn: Opuntia spec. (vermutlich Opuntia sulphurea), Gymnocalycium monvillei und die ersten Lobivia aurea.
(Soll ich die Fotos hier reinlinken? Ich dachte, hier konzentriere ich mich mehr auf die Bromelien und zeige daher nicht jeden Kaktus, aber wenn Ihr wollt kann ich das natürlich gerne trotzdem machen.)

Schon bald erreicht der Feldweg die ersten Bäume. Einige der Äste sind hier dicht an dicht mit Tillandsia recurvata bewachsen:

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Zugleich wurde es immer dunkler. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob es nur an den Bäumen lag, und liefen daher weiter. Am Wegesrand stießen wir dann auf eine weitere Lobivia aurea. Natürlich war die Knospe bei solch einem Wetter nicht geöffnet:

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... und sie wusste schon warum, denn nur Sekunden nachdem dieses Foto entstand ging es los: Mit einem Mal standen wir mitten in einem heftigen Graupelschauer, Donnergrollen inklusive. Eilig suchten wir unter dem nächstbesten Baum Schutz. Er verhinderte zwar nicht, dass wir nass wurden (zumal der Graupel nach ein paar Minuten in Platzregen überging), aber so war es dann doch angenehmer (jep, so eine "Graupelmassage" ist nicht wirklich angenehm). Und dann, nach vielleicht sechs oder sieben Minuten, war alles genauso plötzlich wieder vorbei, wie es begonnen hatte.

Viele Grüße!
Chris
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CK
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von CK »

Servus,

und wieder geht's ein Stückl weiter:

Bei nur noch leichtem Regen liefen wir dann die letzten Meter zum Observatorium hinauf. Allerdings schauten wir uns dort nur kurz um, machten ein paar Fotos und gingen dann zurück zum Auto.

Nachdem wir (streckenmäßig) noch nicht wirklich weit gekommen waren, wollten wir nun erstmal ein paar Meter fahren. Wir hatten unsere Strecke als Rundweg geplant, weshalb wir der Straße nur noch kurz gen Westen folgten, um dann, an einem großen Kreisel im Niergendwo, nach Süden abzubiegen. Erst kurz hinter San Clemente stoppten wir erneut. Zwar waren es wieder "alte Bekannte" (in Form von Lobivia aurea), deren Knospen wir aus dem Auto erspäht hatten, aber wir hofften halt, dass ja vielleicht doch die ein oder andere Blüte offen war. Als wir uns dann den Pflanzen näherten, sahen wir, dass in den Büschen kleine Tillandsien-Büschel wuchsen. Vermutlich handelt es sich hierbei um Tillandsia capillaris - wobei ich zugeben muss, dass ich ziemliche Probleme damit habe, die sich zum Teil doch recht ähnlich sehenden Arten der UG Diaphoranthema auseinander zu halten (daher keine Garantie, dass die Namen stimmen).

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Tillandsia capillaris (?)

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Gymnocalycium monvillei

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Lobivia aurea

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Lobivia aurea

Viele Grüße!
Chris
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frank.hoehnel
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von frank.hoehnel »

Ist dieser Gebirgszug westlich von Cordoba landschaftlich attraktiv?

VG
Frank
amonz
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von amonz »

Danke für den umfangreichen Bericht und die Fotos!
CK
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von CK »

Hi,

@ Frank:
Die Sierras der Cordoba sind wirklich schön. Zwar haben sie (von den Formen der Berge her, nicht von der Vegetation) eher Mittelgebirgscharakter (mit nur wenigen, felsigen Bergzügen; der höchste der Berge ist ca. 2400m hoch), aber trotzdem sind sie wirklich sehenswert. (Oder meintest Du die Sierra de Ancasti? Bei dieser ist die Ost-Seite eher langweilig, die Westseite ist hingegen sehr hübsch und der Abbruch hinunter ins westlich davon gelegene Tal ist ziemlich spektakulär.)

@ amonz:
Bitte gerne, aber das war ja erst der erste Pflanzen-Tag. Da sollen noch ca. 20 weiter folgen ... irgendwann, wenn ich (so nach und nach) dazu komme.

Viele Grüße!
Chris
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amonz
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von amonz »

Ich bin gespannt!
Lieben Gruß
CK
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von CK »

Hallo,

tut mir Leid, dass es so lange mit einer Fortsetzung gedauert hat, aber ich war einfach "Land unter", dann 2 Wochen in Texas, dann wieder "Land unter" und dann noch mehr "Land unter" ... usw. Egal, jetzt geht es jedenfalls (in vielen, kleinen und vermutlich weiterhin weit auseinander liegenden Schrittchen) weiter:

Anschließend ging es weiter nach Süden. Obwohl die Landschaft hier wenig vielversprechend aussah, stoppten wir mehrfach, um nach Kakteen zu suchen, doch leider ohne Erfolg. Schade, denn ich hatte gehofft, irgendwo in dieser Gegend Gymnocalycium bruchii sehen zu können - einer meiner absoluten Lieblings-Gymnos. Schließlich biegt die Straße nach Osten ab und erreicht kurz darauf die ersten Häuser - und ich befürchtete schon, meine Hoffnungen begraben zu müssen. Allerdings zeigte ein kurzer Blick auf die Uhr, dass wir schon noch ein bissl Zeit hatten, und warum auf direktem Weg nach Alta Gracia zurückfahren und die Zeit in unserer Cabana abhocken? Also beschlossen wir, einfach wieder umzudrehen, zumal wir weiter nördlich an einer Stelle vorbeigefahren waren, die recht interessant aussah. Dorthin fuhren wir nun zurück und suchten an zwei verschiedenen Stellen (erfolgreich) nach Kakteen. An der zweiten Stelle fanden wir auch wieder mehrere, kleine T. capillaris-Büschel, diesmal auf Felsen wachsend - und dazu der von mir ersehnte Gymnocalycium bruchii:

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Glücklich und zufrieden kehrten wir zum Auto zurück – und gerade rechtzeitig, denn parallel dazu wurde der Regen dichter und kräftiger. In einem ordentlichen Landregen ging es anschließend zurück zu unserer Cabana nach Alta Gracia, wo wir den Tag mit einem leckeren Abendessen ausklingen ließen.


Am darauf folgenden Tag sollte es dann auf große Fahrt gehen. Wir kehrten Alta Gracia den Rücken, um auf einer der klassischen Gymnocalycium-Routen die Sierras de Cordoba von Ost nach West zu durchqueren. Los Gigantes stand heute auf dem Programm. Allerdings nahmen wir uns zunächst noch die Zeit, uns - zumindest kurz - Alta Gracia anzusehen. So finden sich direkt am zentralen Plaza Teile einer alten Estancia der Jesuiten, die seit dem 17 Jhd. in der Region missionierten. Der beeindruckenste Teil davon ist natürlich die alte Missionskirche:

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Im Bereich des Plaza wachsen zahlreiche, teils sehr alte Bäume. Auf einigen davon fanden sich auch wieder Tillandsien-Büschel aus der T. capillaris-Gruppe. Leider hatte das schlechte Wetter tags zuvor zahlreiche Büschel heruntergeweht. Dies hatte allerdings den Vorteil, dass wir uns die Pflanzen mal aus der Nähe ansehen und in diesem Fall tatsächlich auch die Art bestimmen konnten. Das Problem ist nämlich, dass sich T. capillaris und T. virescens unglaublich ähnlich sehen und beide auch noch recht variabel sind. Es gibt allerdings ein recht leicht zu erkennendes Unterscheidungsmerkmal bzgl. der Blütenbrakteen. Diese sind bei T. capillaris (fast oder vollkommen) kahl, bei T. virescens hingegen beschuppt. Bei den Pflanzen hier sind sie kahl. Es handelt sich somit eindeutig um T. capillaris:

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Viele Grüße!
Chris
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von CK »

Servus,

und weiter geht's:

Anschließend ließen wir Alta Gracia hinter uns und fuhren nach Norden. Wir durchquerten Villa Carlos Paz, folgten der "38" noch ein Stück nach Norden und bogen dann nach Westen auf die "28" ab. Bis Tanti ist die ganze Gegend noch sehr dicht besiedelt, aber hinter Tanti geht es dann in die Berge - naja, vielleicht sollte man eher "Hügel" schreiben, denn die "Berge" haben hier bestenfalls Mittelgebirgs-Charakter - und damit in die Natur. Hier der Blick zurück in Richtung Tanti und "Tal":

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Die "Berge" westlich von Tanti sind nicht mehr der östlichste Bergzug, sondern schon eine Hügelkette weiter westlich. Entsprechend sind die Hänge hier nicht mehr ganz so feucht, wie z.B. direkt westlich von Alta Gracia. Trotzdem sind die talnahen Bereiche sehr grün und mit Büschen, kleinen Bäumen und vielen Gräsern und Kräutern bestanden. Kommt man dann höher, so werden die Büsche und insb. die Bäume zunehmend weniger. Hier dominiert eine Mischung aus Felsen / Felsflächen und dazwischen Gräser und kleine Büsche:

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Natürlich ist solch eine Landschaft bei Kakteen sehr beliebt, weshalb wir hier mehrfach auf Erkundung gingen. Womit wir hingegen weniger gerechnet hatten, waren die Bromelien, die wir dabei fanden:

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Hierbei handelt es sich um Deuterocohnia longipetala, die wir bereits von unserer ersten Reise im Jahr 2012 kannten. Tatsächlich hat die Art ein riesiges Verbreitungsgebiet. Weiter im Westen Argentiniens sprosst die Art stark und bedeckt oft ganze Berghänge (und verhindert so die Erosion der oft lockeren Hänge, was es anderen Pflanzen ermöglicht, diese Hänge ebenfalls zu besiedeln). Hier fanden wir jedoch nur wenige Rosetten.

Interessant war jedoch, dass die Felsen hier oft dichten Flechten-Bewuchs aufwiesen - und bei genauerem Hinsehen sahen wir dann, dass nicht nur Flechten, sondern auch Tillandsien die Felsen besiedelten.

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Hierbei handelt es sich um Tillandsia bryoides - eine der kleinsten Tillandsia-Arten überhaupt. Die "Stämmchen" dieser Art sind oft nur 5mm im Durchmesser und nur 3cm-4cm lang und machen damit ihrem Namen ("bryoides" = moosartig) alle Ehre. Die Art ähnelt T. pedicellata, unterscheidet sich von dieser jedoch in der Blütenfarbe (gelb statt lila) und - wenn die Pflanzen gerade nicht blühen - durch die direkt am Stämmchen ansetzende Samenkapsel (während bei T. pedicellata die Samenkapsel einen längeren "Stiel" entwickelt). Die Pflanzen hier sind (für T. bryoides) stark grau beschuppt.

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Später fanden wir die Art auch in feuchteren Gegenden (Prov. Salta), wo die Beschuppung weniger stark ist und sie daher etwas grüner erscheint.

Viele Grüße!
Chris
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von CK »

Hallo,

folgt man der RN 28 weiter gen Westen, so kommt man in sehr interessante Kakteengebiete. Hier nur kurz ein paar Eindrücke ...

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Die Berge im Hintergrund ist die sehr markante Sierra de Los Gigantes, die sich hier in Nord-Süd-Richtung erstreckt:

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Die Straße knickt dann nach Norden und umgeht so die schroffen Berge. Dabei überquert sie den in einer kleinen Schlucht verlaufenden Rio Yuspe. Nachdem wir viel Zeit mit Gymnocalycien verbracht hatten, nutzten wir hier erneut die Gelegenheit, eine Kleinigkeit zu essen.

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Offenbar ist dies ein beliebter Rastplatz, denn kaum waren wir aus dem Auto gestiegen, tauchte auch schon ein Bettler auf. Es handelt sich hierbei um einen männlichen Langschwanz-Soldatenstärling (Sturnella loyca). Laut zwitschernd machte er auf sich aufmerksam. Stück für Stück kam er näher - doch wir blieben hart und gaben ihm nichts ab (wäre wahrscheinlich eh nicht gesund für ihn gewesen).

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Nach zahlreichen Fotos verabschiedeten wir uns schließlich von dem Bettler und seiner deutlich unscheinbareren und auch zurückhaltenderen Frau (die sich dann auch noch hatte blicken lassen). Zeitlich waren wir bereits tief im Nachmittag, und so mussten wir nun endlich mal wieder etwas Strecke machen, auch wenn es bei dieser tollen Landschaft wirklich schwer fällt.

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Später trafen wir auf einen weiteren Einheimischen am Straßenrand:

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Es handelt sich hierbei um einen Caracara. Dies sind falkenartige Raubvögel, die in Südamerika weit verbreitet sind. Man sieht sie eigentlich recht häufig. Im Gegensatz zu unseren Falken jagen sie jedoch meist nicht im Flug, sondern eher am Boden. Ihre Beute sind eher kleine Reptilien oder kleine Säugetiere, und auch Aas verschmähen sie nicht. "Unser" Caracara hier auf dem Foto starrte wie hypnotisiert in die Weite. Nur lautes Pfeifen veranlasste ihn dazu, mal kurz den Kopf zu drehen. Ansonsten ließ er sich nicht beirren.

Und dann fuhren wir tatsächlich mal ein paar Kilometer, hinüber über den Rio Guarta ...

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... und den Rio San Guillermo ...

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Etwas unvermittelt treffen wir dann, einen Fluss (naja, Bachlauf) weiter, auf diese Bauruine. Sollte wohl mal ein größeres Hotel werden ...

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Der Straße weiter folgend verlieren wir nun nach und nach wieder an Höhe. Dadurch bedingt wird die Vegetation wieder dichter und höher. An einer Stelle, an der die Straße ein Stück weit in den Hang einschneidet, entdecken wir gar eine ganze Puya-Phalanx in voller Blüte:

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Endlich haben wir die Möglichkeit, mal ein paar Fotos von Puya spathacea bei gutem Wetter zu schießen. Es gab hier sogar Pflanzen in relativ gut erreichbarer Höhe, sodass uns ein paar Nahaufnahmen der hübschen Blüten gelingen.

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Die Röhrenform der Blüten zeigt es bereits: Dies sind typische Kolibri-Blüten. Und wenn derart viele Pflanzen zeitgleich blühen, braucht man meist nicht lange warten. Leider sind die flinken Vögelchen derart schnell, dass es beinahe unmöglich ist, sie im Flug zu fotografieren. Dank der eigenen Reaktionszeit und der Reaktionszeit der Kamera sind sie meist schon fünf Blüten weiter, wenn das Foto entsteht. Mit etwas Glück erwischt man aber doch mal einen ...

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Viel einfacher ist es dann, wenn der Kleine ausnahmsweise eine kurze Rast einlegt. Die Pause dauerte nur wenige Sekunden, aber wenn man dann schnell genug reagiert ...

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... und jetzt vergleicht mal die Größe des Vogels mit den Blüten der Puya. Zum Größenvergleich: Die Blüte ist ca. 3cm-4cm lang.

Viele Grüße!
Chris
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