Tillandsien in Töpfen

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JoachimInB
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Tillandsien in Töpfen

Beitrag von JoachimInB »

Hallo! Die meisten meiner grauen Tillandsien halte ich wie wohl die meisten Leute aufgebunden auf Holz oder Kork. Besonders bei japanischen "Kollegen" scheint jedoch auch die Topfkultur verbreitet zu sein, und zwar nicht nur bei den grünen Tillandsien, sondern auch bei den grauen! Siehe z.B. http://aech.hp.infoseek.co.jp/Tillandsi ... andsia.htm, wo selbst Arten wie T. atroviridipetala, chiapensis, didisticha, fuchsii, uswusf. in Töpfen gehalten werden und dabei einen ordentlichen Eindruck machen. Auch im "New Tillandsia Handbook" sind entsprechende Abbildungen zu finden.

Ergibt sich aus der Haltung im Topf (in Substrat) ein konkreter Vorteil für graue Tillandsien? Es herrscht ja "traditionell" die Meinung vor, Tillandsienwurzeln würden primär der Verankerung der Pflanze dienen, nicht dagegen der Nährstoffaufnahme. Meine eigenen Erfahrungen sind hier sehr begrenzt. Ich habe jedoch eine T. secunda var. vivipara, die jahrelang mehr schlecht als recht ohne Substrat gewachsen ist. in diesem Frühjahr habe ich sie nach einem Hinweis von Charles Dills (http://www.charlies-web.com), von dem ich die Pflanze vor Jahren erhielt, in sandiges (Kakteen)Substrat getopft. Und siehe da, sie hat sich kräftig ins Zeug gelegt, etliche lange neue Wurzeln gebildet und natürlich viele neue Blätter. Nun will ich nicht behaupten, das käme nur vom Topfen, aber der Verdacht drängt sich mir auf, so dass ich diese Frage mal zur Diskussion stellen möchte.

Grüße aus B,
Joachim[/url]
Timm Stolten
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Tillandsien getopft kultivieren

Beitrag von Timm Stolten »

Hi Jo,
als ich vor rund 10 Jahren mit Tillandsien anfingt, hatte ich zunächst alles
aufgebunden kultiviert, was Tillie hies. Ich hatte schlichtweg keine Ahnung
und auch noch kaum Literatur. Dann habe ich bei einigen gemerkt, das
die sich keinen Millimeter bewegen und habe mal versuchsweise einige
getopft, mit sehr gutem Erfolg.

Das waren vor allem die grossen Felsbewohner, wie T. lymanii, rauhii,
krukoffiana, dudleyi, cucculata, teres, mima, extensa, platyphylla,
spiraliflora,
auch secunda, und viele viele mehr.
Frau Gross erzählte mir bei einigen, daß die eigentlich 1-1,5 Meter hoch
sein sollten, aufgebunden wären sie heute noch bei 10 cm.
Bei diesen meist grauen und hartlaubigen Tillandsien verwende ich eine
Kakteenerde aus:

40% Lavagrus (Körnug 5-10mm)
40% Bims oder Granitgrus (Körnug 5-10mm)
10% Sand
und 10% Cocopeat (ein Torfersatzstoff aus Kokosfasern)
kein Vorratsdünger.

Wenn manche ganz grosse Arten wenig Wurzeln machen und das Wasser
trotz dieser guten Dainage nicht schnell genug abzieht, dann topfe ich
auch nur in Steine und Tonscherben. Das klappt z.B. bei T. secunda sehr gut.

Auch bei den kleineren Arten gibt es einige, die anscheinend in Erde
besser wachsen, das habe ich kürzlich bei Frau Ehlers bestaunt.
Sie topft sehr viele Arten, meist grössere grüne Trichter-Tillies in
Plastikgittertöpfe, die man sonst für Wasserpflanzen nimmt, in Pinienrinde
und hängt diese dann an Haken auf.
Welche Arten im einzelnen so besser wachsen, kann ich noch nicht sagen,
bin da selber noch im Versuchsstadium. Aber gut wachsen so z.B. tilli,
salmonea, bourgaei, stenoura, mooreana, rodrigueziana, punctulata,
lautneri, imperialis
und viel mehr.
Aber eine T. bryoides im Topf, wie hier auf der von Dir verlinkten Seite...

Bild

..halte ich doch für übertrieben.

Prinzipiell denke ich, daß es bei vielen Arten egal ist, wenn man sich mit
der Bewässerung darauf einstellt, manche bilden erst im Topf Wurzeln
und wachsen, manche gehen ein.
Da hilft nur versuchen und beobachten.

Grus Timm
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JoachimInB
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Beitrag von JoachimInB »

Hallo Timm,

na dann weiß ich ja jetzt, warum meine T. mima Jungplanzen nicht vom Fleck kommen. Ich hatte mir das wegen der Erfahrungen mir T. secunda schon bald gedacht. Ich werde sie also im Frühjahr topfen.

Ich frage mich, was diesen Unterschied eigentlich ausmacht. Sicher kann sich die Pflanze zum einen durch die Wurzeln eine zusätzliche Nährstoffquelle erschließen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass gerade bei den großen, lithophytischen Arten auch hinzukommt, dass diese nicht so gern bewegt werden wollen.

Andererseits gibt es auch grüne Tillandsien, die deutlich besser ohne Substrat wachsen, wie T. dyeriana, die aufgebunden selbst bei mir problemlos wächst und sogar neue Wurzeln gebildet hat. Getopft waren die Pflanzen immer nach kurzer Zeit hinüber. Es lässt sich also mal wieder nichts verallgemeinern.

Interessantes Thema allemal, bin mal gespannt, ob andere auch Beobachtungen dazu gemacht haben.

Grüße,
Joachim
Andreas Böker
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Meine Erahrungen

Beitrag von Andreas Böker »

Hallo Bromelienfreunde,

über eigene Erfahrungen mit der Topfkultur grauer Tillandsien kann ich zwar nicht viel berichten, aber es gibt mit der Frau Köhres jemanden, der sehr viel in Töpfen mit Pinienrinde als Substrat kultiviert. Die Pflanzen zeigen darin ein wesentlich stärkeres Wurzelwachstum als die gleichen Pflanzen bei meiner epiphytischen Kultur. Auch werden die Pflanzen bei dieser Kultur wesentlich (abnorm?) größer. Nach Aussage von Frau Köhres liegt das nicht an der Düngung, was ich natürlich nicht überprüfen kann....

Eines kann ich jedoch berichten: Pflanzen von Frau Köhres aus der Topfkultur, die ich dann epiphytisch weiterkultiviere, werden bei mir wieder kleiner, gedrungener und kompakter. Allerdings sind auch die Blütenstände bei weitem nicht so imposant. Mir persönlich gefällt eine kompakte Pflanze aus meiner "Hungerkultur" besser als die aufgeblasenen Monster, die ja andere auch durch Düngung und Wässerung am Limit erzielen. In meinen Augen müssen graue Tillandsien eher am unteren Limit kultiviert werden, denn für mich ist das Leben als Hunger- und Überlebenskünstler das Faszinierende bei den Tillandsien. Das ist halt meine Vorstellung von einem naturnahen Aussehen einer grauen Tillandsie.....

Trotzdem hab ich natürlich auch einige "Nicht-Wachser" und ausgesprochen grüne Tillandsien im Topf, u.a. auch die litophytisch wachsenden mexikanischen Felstillandsien (T. taxcoensis, T. ulricii .....) und bin recht zufrieden damit. Allerdings benutze ich ja Abschnitte von Korkröhren als "Töpfe", die durch die große Wandstärke nur wenig Volumen haben und damit auch nicht allzuviel Substrat aufnehmen.


Bild


Ob diese geringe Substratmenge vergleichbar ist mit den großen Hängetöpfen, in denen Frau Köhres kultiviert, will ich mal bezweifeln. Schon alleine deswegen, weil die wasseraufnehmende Oberfläche bei meinen "Töpfen" meistens sehr gering - wenn die Pflanze den Topf überdeckt sogar Null - ist. Dadurch ist das Substrat eigentlich immer sehr trocken und wird nur dann wirklich naß, wenn ich es explizit gieße. Vielleicht hat der Topf bei mir auch nur Haltefunktion......
Andreas Böker

...... www.tillandsia-web.de
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